Nicht weit vom Bahnhof Friedrichstraße, im Berliner Coworking Space der Awesome People Family. Laura und ich hocken gemütlich plaudernd in der Pausenecke des Büros. Im reCup Becher dampft der Kaffee, wir sind umgeben von Sitzkissen, Kuscheldecken und Kissen mit Erdmännchen drauf – all that awesome stuff. Dieses schnuckelige Ambiente hält uns nicht davon ab, von den unschönen Dingen des Lebens zu reden. Insbesondere über: Abfall. Und wie man ihn am besten vermeiden kann.
Klicken → Laura Konieczny ist Zero Waste Expertin und hat eine Menge zum Thema beizutragen. Ihre Tipps und Tricks sind absolut alltagstauglich und leicht nachzumachen. Hier findest du eine kleine Sammlung ihrer Ideen, mit denen du sofort durchstarten kannst.
Müll zuhause reduzieren
1 Guck dir eine Woche lang an, welchen Abfall du produzierst. Platziere eine Liste neben dem Abfalleimer oder leg dir eine im Handy an. Und schreib auf: Was landet in deinem Mülleimer. Wenn du dann weißt, welchen Abfall du produzierst, kannst du die entsprechenden Hebel ansetzen, um etwas zu verändern.
2 Was die kleine Biotonne betrifft: Leg sie am besten mit altem Zeitungspapier aus. So sparst du Plastiktüten und Geld.
3 Schreib einen Einkaufszettel und geh nicht hungrig einkaufen. Könnte ein Wochenkochplan für dich funktionieren? Wenn ja: Frag dich, welche der Dinge, die du dafür brauchst, hast du noch zuhause? Welche musst du wirklich nachkaufen? Was hast du noch im Schrank, das bald aufgebraucht werden sollte? Was könntest du daraus kochen?
Laura ist da mittlerweile sehr kreativ geworden. Lebensmittel, die übrig sind, zu viel gekocht wurden, oder die sie von Foodsharing bekommen hat, kombiniert sie einfach mit ein paar Gewürzen und brutzelt sie zu was Leckerem zusammen.
4 Sag mal, brauchst du deine Besitztümer alle wirklich? Und was ist mit denen, die du neu anschaffen willst – echt notwendig? Mit Zero Waste ist auch der Minimalismus in Lauras Leben getreten. Sie lebt also mit so wenigen Gegenständen wie notwendig. Ihre Meinung: „Generell rauben wir mit allem, was wir zuhause haben, aber nicht benutzen, anderen die Möglichkeit, es zu nutzen. Es ist im Prinzip eine verschwendete Ressource.“
5 Und was machen wir mit aussortierten Büchern oder Kleidern? Dafür gibt es Such-und-Tausch-Gruppen bei Facebook, die Website Wohindamit.org, Kleiderzirkel, Tauschpartys oder die eBay-Kleinanzeigen.

©Laura Konieczny
6 Alle Reinigungsmittel für den Haushalt und Deos stellt Laura einfach selbst her. Die Herstellung des Deo dauert nur 30 Sekunden! Man nehme: 1 Löffel Kokosöl, 1 Löffel Natron, ½ Löffel Stärke und 2-3 Tropfen ätherisches Öl nach Wahl. Das Ganze vermischen, dann im Wasserbad erwärmen und fertig.
7 Aus fünf Grundmitteln kannst du alles machen, um dich selbst und den Haushalt zu reinigen. Die da wären: Natron, Essig, Zitronensäure, Soda und reine Seife. Google mal nach entsprechenden Do it Yourself Videos – da gibt es so Einiges.
Geh über zu wiederverwendbaren Alternativen. Um einige Beispiele für die Frauen zu nennen:
8 Statt Abschminktücher Baumwollpads benutzen. Die kannst du dir selbst aus alten T-Shirts nähen oder in Online-Shops und Unverpacktläden kaufen.
9 Abschminken klappt prima mit Kokosöl: Im Gesicht verteilen und mit Wasser + Waschlappen abnehmen.
10 Laura ist von Pads begeistert, welche ganz ohne Abschminkmittel funktionieren. Nur mit Wasser! Die von der Marke JEMAKO sind nachhaltig produziert, immer wieder zu verwenden und bis zu 95 Grad waschbar.
11 Beim Zero Waste Prinzip hast du oft erstmal höhere Investitionen, doch die Dauerinvestitionen sind eliminiert und du sparst Ressourcen. Kauf dir z. B. eine Menstruationskappe, anstatt mit tonnenweise Tampons die Umwelt zu verstopfen! Mein Tipp: Mittlerweile kannst du dich auch in der Facebookgruppe Menstruationstasse – gesund und nachhaltig dazu austauschen.
Unterwegs Abfall vermeiden
1 Der erste Schritt: Kauf in einem Unverpacktladen ein, wenn einer in deiner Nähe ist. Bring deine eigenen Gläser und Behälter mit. Ansonsten kauf etwas in Pappe Verpacktes – wenn du die Wahl hast. Papier kannst du ins Altpapier packen und recyceln lassen, immer noch besser als Plastik. Denn Papier hat in Deutschland aktuell eine höhere Recyclingquote als Plastik, weil es hier kein reines Plastik gibt. Es besteht aus Mischformen und nur sortenreines Plastik kann gut entsorgt werden. Also wird letztendlich weniger Kunststoff recycelt als man denkt!
2 Was sagt Laura zu den kompostierbaren Plastikfolien und Tüten, die es jetzt manchmal gibt? „Nicht so geil wie man denkt. Es sei denn, sie sind so gelabelt, dass sie von deutschen Abfallanlagen auch verarbeitet werden können. Du kannst sie regulär auf deinen Kompost tun, dann ist es cool und sie verrotten. Die haben aber eine andere Verrottungsdauer und Verrottungstemperatur als der reguläre Bioabfall. Also, wenn die in den Anlagen landen, in denen zum Beispiel Biogas gemacht wird, können sie dort nicht komplett zersetzt werden. Damit kann nicht weitergearbeitet werden. Dazu kommt, dass sie von den Sortieranlagen vorab nicht von den regulären Plastiktüten unterschieden werden können. Sie werden sowieso aussortiert. Im Grunde kann man sich das auch sparen.“ Hach, so viel dazu.
3 Bei entsprechender Option auch: Lieber Glas statt Plastik oder Dosenverpackung kaufen.
4 Kauf dir ein KeepCup oder ReCup. Also einen Mehrwegbecher. Eine Alternative zum Coffee to go Becher, den du wegschmeißen würdest.
5 Pack deine Tupperdose ein! O-Ton Laura: „Es hat mich erst Überwindung gekostet, weil ich dachte, ich bin jetzt hier der Weirdo.“ Mittlerweile hat sie immer eine Tupperdose dabei, wenn sie auswärts essen geht. Am Fast Food Stand fragt sie die Verkäufer*innen, ob sie ihr Essen in den Behälter haben kann. Allermeistens klappt‘s. Laura: „Das ist eine Grauzone in Deutschland. Die Verkäufer und Produzenten sind verpflichtet, dir ein sicheres Lebensmittel zu verkaufen. Deshalb stellen sich manche wegen der Hygienevorschriften ein bisschen an. Es gibt aber kein Gesetz, das dir verbietet, einen eigenen Behälter zu benutzen.“

©Laura Konieczny
6 Spar dir im Supermarkt die Plastikbeutel für Obst und Gemüse. Äpfel, Birnen oder Ähnliches kannst du einfach so aufs Band legen. Für kleinteilige Dinge bietet sich das Verwenden von Stoffnetzen und –beuteln an. Die wiegen nicht viel, d.h. sie gehen beim Abwiegen nicht ins Geld, und du kannst sie nach mehrfacher Benutzung in die Kochwäsche tun, um sie wieder hygienisch zu reinigen.
7 Den guten alten Jutebeutel nicht vergessen! Einfach in die Tasche stecken, ist superpraktisch. Du sparst die Tüten, 20 Cent und tust etwas Gutes. In kleine Jutebeutel passen Brot oder Brötchen.
8 Wenn du von einer Sache viel konsumierst, lohnt es sich, in großen Mengen einzukaufen, um die proportionale Menge an Verpackungsmaterial einzusparen.
9 Außerdem sind die verpackten Sachen häufig auch nicht die gesunden Sachen, weil sie meist verarbeitet sind – Stichwort: Clean Eating.
10 Die Alternativen zum konventionellen Supermarkt wären: Hof- und Wochenmärkte, inhabergeführte Läden und „ethische“ Supermärkte (asiatisch, türkisch etc.).
Voilà! Das sollte fürs Erste reichen, um euch ins Thema einzugrooven. Tausend Dank an Laura für die zahlreichen Ideen! Mich haben sie sehr inspiriert. Schreibt gern in die Kommentare, wie weit ihr schon in eurem Müllmanagement fortgeschritten seid, oder was ihr mitmachen wollt. Ick würde mir freuen!
Hi Katja,
das sind für den Anfang super Ideen. Ich versuche das, aber mit Familie ist das nicht immer ganz leicht umzusetzen. Ich probiere im Moment Aleppo-Seife für Haut und Haar. Das ist schon eine Umstellung, aber mal sehen, was es bringt.
Liebe Grüße, Irene
Hey, liebe Irene!
Schön, dass du dich auch im plastikfreien Leben versuchst! In der Familie stelle ich mir das allerdings nicht so einfach vor. Wenn das Neue später aber erstmal Routine geworden ist, läuft’s sicher besser. Das wäre in unserer WG früher mal ein spannendes Thema gewesen, nicht wahr? <3
Seife für die Haare ist so ein Spezialthema! Laura Konieczny hat mir statt Haarseife die Benutzung eines Shampoobar empfohlen. Der funktioniert wie ein Flüssigshampoo, nur halt in fester Form. Da aber am besten auf natürliche Inhaltsstoffe und die Vermeidung von Tensiden achten! Wenn du Seife für das Haar verwendest, die Haare auf jeden Fall nach dem Waschen mit einer sauren Rinse spülen (1 l kaltes Wasser + 2 Esslöffel Zitronensaft oder Apfelessig)! Mit Seife landet nämlich oft Kalk im Haar und macht es stumpf. Und das kalte Wasser glättet das aufgeraute Haar wieder.
https://utopia.de/ratgeber/saure-rinse-fuer-die-haare-so-funktionierts
Also ich probiere gerade Rosmarin Haarseife aus, das klappt aber leider gar nicht. Alles wird pappig … Werde mir einen Shampoobar zulegen. Liebste Grüße!