Wenn deine zahlreichen Fans bei jedem Schritt, den du tust, Konfetti über dein Haupt regnen lassen, besser noch, Goldtaler. Und bei jedem Wort, das du sagst, zustimmend High Fives verteilen: herzlichen Glückwunsch! Du bist ein Star und kannst quasi sofort mit dem Crowdfunding für dein Herzensprojekt starten. Falls nicht, gibt’s nur eins – bau erst einmal deine Community auf. 

Crowdfunding ist ein Prozess

Crowdfunding ist im Grunde eine Marketingkampagne. Ein Prozess, der in der Geldsammelphase nur seinen Höhepunkt erreicht. Du wirst beim Stagediving erst auf Händen getragen, wenn die Crowd vorher lohnenswerten Input von dir bekommen hat. Nachdem du ihr was gegeben hast? Storys, Know-how oder Aufmerksamkeit. Erst dann wirst du sicher auf deinem Weg zum Ziel unterstützt.

Stagediving

Klar, kannst du jetzt einwenden: „Aber die Crowd bekommt doch was für ihr Geld! Es gibt Gegenleistungen und für die wird bezahlt.“ Das ist korrekt und könnte theoretisch funktionieren – vorausgesetzt, du triffst mit deinem Projekt den Geschmack des Mainstream, die Zielsumme ist nicht gigantisch und du bist auf einer Plattform, die dir eine gewisse Reichweite garantiert. Bewegst du dich mit deinem Projekt aber eher in einer Nische, gilt es, die richtige Zielgruppe zu erreichen. Es braucht Zeit, diese aus der Masse potenzieller Funder herauszufiltern und für dich zu gewinnen.

Crowdfunding ist mehr als Verkaufen

Die eigentliche Frage ist jedoch: Ist das nachhaltig? Bei einem Crowdfunding den Fokus aufs Verkaufen zu legen? Fucking No! Du kannst ein vielversprechendes Produkt unter Umständen über Crowdfunding vertreiben, ohne dich im Voraus um die Käufer zu kümmern. Aber dann entgehen dir all die schönen Dinge, die eine Crowdfundingkampagne dir im Idealfall bescheren. Dann entgeht dir vor allem ein magischer Moment – der Tipping Point, welcher sich nur nach einer gewissen Zeit und als Erfolg vorausgegangener Aktivitäten ergibt. Der Punkt, an dem sich die Crowd zu deinem Tribe wandelt. Zu einer Community, die dir vertraut, zuhört, zuredet und zujubelt. Für immer. Naja, so lange du halt lieb zu ihr bist. Denn nach der Crowdfundingkampagne ist der Prozess nicht zu Ende. Da heißt es, deine Kontakte weiter zu pflegen, die Versprechungen ordentlich einzulösen und nicht abrupt mit dem Geben aufzuhören. Jetzt, „wo du bekommen hast, was du wolltest.“

Das gemeinsame „Warum“ 

Gerade bei nachhaltigen Crowdfundingvorhaben existiert ein verbindendes „Warum“. Der gemeinsame Wille, die Welt zu verbessern und zusammen etwas Sinnvolles in die Welt zu katapultieren. Mit dem Anbieten einer nachhaltigen Lösung für ein Problem auf der Seite des Projektstarters und der finanziellen, ideellen oder sogar tatkräftigen Unterstützung aufseiten der Community. Man hilft sich gegenseitig, im Namen von etwas Größerem, wie zum Beispiel der Umwelt oder einer fairen Gesellschaft. Menschen umzingeln eine Weltkugel

Die Community miteinander connecten

Du kannst der Crowd übrigens zusätzlich einen Mehrwert bieten, indem du die Einzelnen in einer Gruppe miteinander vernetzt. Online lässt sich das etwa in Form einer (aufwändigen) Plattform verwirklichen, die du den Mitgliedern zur Verfügung stellst. Einfacher: Du richtest eine Facebook Gruppe ein. Offline kannst du mit Events und Meetups dazu beitragen, eine Gemeinschaft zu schmieden. So wächst die Community noch mehr zusammen – die Power zur Realisierung nachhaltiger Projekte steigt. Auch zeigt sich immer wieder, welch positive Auswirkungen Treffen in persona für eine nachhaltige Netzknüpferei auch im Online Bereich sind. Die Verbindungen hier verstärken sich, es wird intensiver miteinander kommuniziert.

Sprich die „echten“ Follower an

Beim Community Building ist wichtig, nicht nur die Vielen für dein Vorhaben zu aktivieren. Es ist vor allem hilfreich, dass du die „Richtigen“ zu deiner Community zählen darfst. Diejenigen, die zu deinen Werten und deinem Projekt passen und im entscheidenden Moment wirklich an deiner Seite stehen, um deine Unternehmung zu supporten. Oder, unromantischer gesagt, die, welche ihre Sympathie in das konvertieren, was du brauchst – in der Regel Geld.

Du kannst sicher rein qualitativ eine schöne Anzahl von Followern kaufen und über beliebte Hashtags, Clickbaits und Gewinnspiele catchen. Tatsächlich hilft dir eine hohe Followerzahl beim Ranking in den Social Media, du wirst schneller als Influencer anerkannt und kannst dich bei Berichtpflicht gegenüber der Chefetage gut verantworten. Doch nur, weil da keiner hinter die Kulissen schaut. Qualitativ gesehen ist eine hohe Zahl an Followern allein nicht aussagekräftig. Erst wenn diese regelmäßig mit dir kommunizieren und deine Inhalte kommentieren, kann von echten Fans die Rede sein. Social Media Plattformen agieren schon entsprechend und räumen der Kennzahl „Engagement“, also der Interaktion zwischen dir und deinen Followern, einen höheren Stellenwert ein.

Crowdfunding als Katalysator fürs Community Building

Nicht nur das Crowdfunding profitiert vom Community Building, auch andersherum wird ein Schuh draus. Eine geplante Crowdfundingkampagne kann den Fokus schärfen und Katalysator für den eigenen Community Aufbau sein. Mit dem angepeilten Projekt ist es leichter, sich auf eine bestimmte Zielgruppe festzulegen. Das gemeinsame Interesse des Projektbetreibers und des potenziellen Supporters konzentriert sich im Produkt oder Projekt. Passt dieses Vorhaben generell gut ins Portfolio und Weltbild des Projektstarters, bildet das eine solide Basis auch für eine langfristige Connection und weitere gemeinsam ins Leben gewuppte Dinge.

Crowdfunding als Katalysator

Mit einem Crowdfunding vor der Brust handelst du zielstrebiger und schneller, weil du dir Limits und einen Rahmen setzt. Du legst fest, wann die Kampagne starten soll und erstellst darauf aufbauend idealerweise einen Zeit- und Aktionsplan. Du versuchst, Influencer für dich zu gewinnen, die dein Vorhaben promoten und die „Rekrutierung“ von treuen Unterstützern beschleunigen. Du hast konkrete Ziele und positionierst dich spezifischer – auf das Projekt ausgerichtet. Das wird auch die passende Zielgruppe wahrnehmen und dir mit Zuneigung folgen. Crowdfunding folgt einem ausgeklügelten Procedere. Du brauchst also nicht das Rad neu erfinden, um effektiv Geld zu sammeln. So kannst du dich auf das Community Building und die Contenterstellung konzentrieren. Du arbeitest auf den Kampagnenstart hin; dieser stellt dein ultimatives Limit dar – bis dahin sollte deine qualitativ hochwertige Community aufgebaut sein.

Zusammenfassend kann gesagt werden: Crowdfunding und Community Aufbau sind ein langfristiger Prozess und damit zeitintensiv und ressourcenaufwändig. Es gibt keinen Shortcut zum Ziel. Meiner Meinung nach existiert aber kein geeigneterer Weg, um den  Austausch mit deinen Fans zu fördern, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und gemeinsam mit anderen deine Ziele schneller und besser zu erreichen.